
Berufswege und Möglichkeiten nach der 10. Klasse – Eine Interviewreihe Teil 2
Enno: Vermisst du unsere Schule? Ja! Es ist halt schon was anderes. Dieses typische Schulleben vermisst man schon.
Was für eine Ausbildung machst du? Ich mache eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Langes Wort, aber wenn man das so sagt, wissen die meisten überhaupt nicht, was das eigentlich ist. Grob erklärt ist das die Technik hinter den Bühnen von Konzerten, Theaterstücken etc., sprich Licht, Ton und halt die Bühnentechnik, also Bühnenbilder aufstellen oder Szenenwechsel.
Was gefällt dir am meisten an deiner Ausbildung und was ist deine Lieblingstätigkeit? Meine Lieblingstätigkeit? Naja, also Veranstaltungstechnik ist in drei Bereiche aufgeteilt: in Lichttechnik, Tontechnik und Bühnentechnik. Ich mag eigentlich alles drei, ich mag den Beruf generell! Es macht mir alles total Spaß. Ich würde jetzt nicht eines nach ganz oben setzen und die anderen dahinter.
Wie lange dauert deine Ausbildung und wie ist sie strukturiert? Meine Ausbildung dauert drei Jahre, ich habe jetzt mein zweites Lehrjahr angefangen. Natürlich gibt es neben der Berufsschule und der Arbeit im Betrieb noch sowas wie Fortbildungen, wo du dann noch extra Wissen beigebracht bekommst.
Warum hast du dich für die Ausbildung entschieden? Ich habe mich damals für die Ausbildung entschieden, weil ich irgendwann gemerkt habe, dass Schule absolut nichts für mich ist. Ich hatte nie irgendwie das Gefühl, dass Noten und so weiter mir im Leben weiterhelfen, mir nichts bringen und habe mich dann letztendlich dazu entschlossen, dass ich irgendetwas anderes außer Schule mache. Und dadurch, dass du ohne einen richtigen Schulabschluss nichts machen kannst, habe ich mich dann umgeguckt und bin dann in die Veranstaltungstechnik gegangen.
Frau Langkamp: Welche Gründe sehen Sie denn, sich für die Ausbildung zu entscheiden? Man muss das Abitur nicht machen, nur um das Abitur zu haben! Das finde ich ist immer eine ganz schlechte Idee und wenn man sich eben durch die Schule quält und überhaupt keine Lust dazu hat, aber das nur macht, weil man sagt „Mhm, ich habe keine Alternative, aber da weiß ich was ich mach und wie das hier abläuft, aber eigentlich hab ich da keine Lust zu!“ Ich finde das Bildungssystem Deutschland ist so durchlässig, dass selbst wenn ich nach der 10. Klasse abgehe und ich dann zu einem späteren Zeitpunkt und vielleicht nach der Ausbildung sage, ich will vielleicht doch in ein Studium gehen, oder unbedingt ein Abitur haben, dann habe ich auch die Möglichkeit dazu.
Ab wann darf man denn eigentlich eine Ausbildung machen? Das richtet sich nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz (kurz JArbSchG), ich meine mit 16 Jahren auf jeden Fall, manchmal aber auch mit 15 Jahren. Bis zum 18. Lebensjahr müssen die Eltern immer den Ausbildungsvertrag mit unterschreiben, aber unter der Beachtung des JArbSchG kann man eben früher starten.
Wenn ich jetzt eine Ausbildung machen möchte, welche Schritte muss ich gehen, welche Dokumente muss ich abgeben und an wen kann ich mich wenden? Also wenn man eine Ausbildung machen möchte kann man sich gerne an mich wenden. Es gibt fast 500 Ausbildungsberufe, viele davon hat man vielleicht auch nicht auf dem Schirm. Das was man abgeben muss, ist ja meistens das was der Betrieb haben möchte. Dann gibt es das Bewerbungsverfahren, in dem der Betrieb bestimmte Unterlagen haben möchte um eine Selektierung vornehmen zu können. Das formale Verfahren ist die direkte Eintragung bei der Industrie- und Handelskammer ins Ausbildungsverzeichnis. Da muss ich zum Beispiel den Schulabschluss vorlegen, als Beispiel das Versetzungszeugnis nach der zehnten Klasse, dann würde das Unternehmen das auch bei der Kammer vorlegen. Aber grundsätzlich gibt es nichts, was man irgendwie benötigt. Man braucht auch nur in den pflegerischen und erzieherischen Ausbildungen einen Schulabschluss, aber wenn ich jetzt sage, dass ich Mechatroniker oder Logistiker werden will, brauche ich den nicht unbedingt.

Enno: Wie lief denn die Bewerbung auf deinen Ausbildungsplatz ab? Eigentlich recht simpel. Es gibt sehr viele Ausbildungsstellen in der Veranstaltungstechnik, sehr viele Firmen, und dann schreiben die meisten Bewerbungen aus und dann ist das eigentlich ein typisches Bewerbungsverfahren. Du schreibst erst eine Email mit deinen Bewerbungsunterlagen, also Lebenslauf, schickst dein letztes Zeugnis mit und eine kurze Bewerbungsanschrift, also wer bist du, was machst du, was sind deine Stärken und Schwächen. Dann schaut sich der Betrieb das an und wenn alles für die passt, dann laden sie dich zu einem Bewerbungsgespräch ein. Dort triffst du dann viele Leute persönlich. Bei mir war es so, dass ich mit fünf verschiedenen Leuten in einem Raum saß, das kann aber auch daran liegen, dass ich in einem bestimmten Ausbildungsbetrieb bin. Ja und dann stellen die einfach nochmal Fragen und Rückfragen, wenn du in deinem Lebenslauf zum Beispiel ein Praktikum erwähnst, dazu wurde ich ganz viel gefragt, deine Hobbys, dann kannst du selber noch Rückfragen stellen und dann meist so zwei Wochen später kommt dann die Antwort
Frau Zietz: Wenn Schüler*innen mit dem Wunsch, unsere Schule zu verlassen, auf Sie zukommen, wie unterstützen Sie diese? Ich würde wahrscheinlich erstmal nach den Beweggründen fragen, sind es vielleicht nur die Noten oder ganz andere Dinge, dann nach dem, was sich die Person selbst schon überlegt hat und wonach sie gesucht und sich vielleicht informiert hat. Man sollte bei der Beratung immer offen genug bleibt, dass ich die Person am Ende nicht lenke, oder durch Meinungen oder Ansichten, die ich vielleicht vertrete, die Entscheidung nicht vorweg nehme.
Wie läuft der Prozess ab, wenn sich jemand für einen Wechsel auf eine andere Schulform oder ins Berufsleben entscheidet? „Wenn man sich entscheidet, die Schule zu verlassen, muss man die Anmeldefristen beachten. Die Anmeldung an den Schulen erfolgt in der Regel bereits im Februar, die Entscheidung muss also frühzeitig getroffen werden. Dann teilt man dies dem Klassenlehrer/der Klassenlehrerin mit und am Ende des Schuljahres erfolgt die Abmeldung bei uns und man erhält ein Abgangszeugnis. Wichtig ist auch, dass man nach der 10. Klasse weiterhin schulpflichtig ist, man kann sich also nicht abmelden, ohne weiterhin eine Schule zu besuchen. Wenn man eine Ausbildung beginnen möchte, besucht man begleitend die Berufsschule.
Finden Sie, dass das Abitur im Vergleich zu früher nicht mehr so viel Wert ist? Ich glaube, dass man mit dem Abitur heutzutage sehr viel anfangen kann. Das ist ja auch der Grund, warum so viele das machen wollen. Die Berufe, in denen man ein Abi braucht, haben eher zugenommen. Insofern ist das Abitur heutzutage sehr viel wert, weil man sich einfach viel mehr Wege eröffnet.
Sie hatten bereits auf das Praktikum in Jahrgang 10 verwiesen. Gibt es noch mehr Veranstaltungen oder Projekte um die Schüler*innen bei der Berufswahl zu unterstützen? Wir veranstalten für den zehnten Jahrgang , gemeinsam mit der IGS, die Startklar-Messe, dort stellen sich Betriebe aus der Umgebung vor und dort können sich die Schüler*innen für jeweils 15 Minuten mit fünf Betrieben unterhalten und sich informieren. Später folgen dann auch Veranstaltungen zu Universitätsstudiengängen. Wir hatten auch schon Veranstaltungen, bei denen Eltern ihre Firmen vorgestellt haben. Oft verweisen wir auch auf Veranstaltungen und Berufsmessen in Hannover, dafür bekommen wir die Flyer und leiten diese an die Schüler weiter. Ich glaube, dass die Möglichkeiten sich zu informieren, zugenommen haben. Gleichzeitig natürlich auch die Chancen, was man machen kann.
Sehen Sie einen schulischen Höhepunkt in der zehnten Klasse? Aus unserer Sicht ehrlich gesagt nicht. Ich sehe den schulischen Höhepunkt schon im Abitur, dafür sind wir ein Gymnasium. Man kann sagen, dass die zehnte Klasse inzwischen stärker als eine Art Weichenstellung wahrgenommen wird, aber für mich ist der Höhepunkt trotzdem immer noch das Abitur.
Hinweis: Die Bilder des Textes sind ki-generiert.
Der 3. Teil folgt am Dienstag, den 17.12. um 8 Uhr!