Berufswege und Möglichkeiten nach der 10. Klasse – Eine Interviewreihe Teil 1

Berufswege und Möglichkeiten nach der 10. Klasse – Eine Interviewreihe Teil 1

In der vergangenen Zeit habe ich mich mit dem Thema Berufswege und Möglichkeiten nach der 10. Klasse beschäftigt. Passend dazu haben wir verschiedene Interviews geführt, um unterschiedliche Perspektiven und wertvolle Ratschläge zu sammeln. Wir haben mit Frau Langkamp von der Bundesagentur für Arbeit gesprochen, die uns wertvolle Tipps zur Berufsorientierung und zu Ausbildungswegen gegeben hat. Zudem haben wir ein Interview mit Frau Zietz geführt, der Jahrgangsleitung der 10. Klasse, die über die Herausforderungen und Entscheidungen spricht, die in dieser Phase anstehen. Schließlich haben wir auch Enno, einen ehemaligen Schüler unserer Schule, befragt, der sich nach der 10. Klasse für eine Ausbildung entschieden hat und seine Erfahrungen mit uns teilt. Ein großes Dankeschön an Frau Langkamp, Frau Zietz und Enno, die sich die Zeit genommen haben, uns ihre Perspektiven und Erfahrungen zu schildern. 

Frau Zietz: Was ist Ihre Lieblingseissorte? Pistazie

Haben Sie eine Buchempfehlung für uns? Es gibt viele Bücher, die ich sehr gerne mag! Buch, das mich sehr beeindruckt hat, heißt Das achte Leben und ist ein Titel von der georgischen Schriftstellerin Nino Haratischwili. Das behandelt über acht Generationen die Geschichte einer Familie aus Georgien und spielt in der Zeit der Russischen Revolution und des Bürgerkriegs bis in die heutige moderne Zeit.

Vertreten Sie eine unpopular opinion? Ich habe ein etwas ungewöhnliches Hobby, denn ich gehe gerne Kajak fahren, mit so einem kleinen Rennkajak.

Wir haben an den weiterführenden Schulen relativ viele Fächer. Gibt es trotzdem ein Fach, das es so nicht unterrichtet wird, es Ihrer Meinung nach aber geben sollte? Ich fände es schön, wenn es Philosophie gäbe. Ansonsten an wissenschaftlichen Fächern glaube ich, dass man mit denen, die wir haben, sehr viel abdecken kann, was im Namen des Faches so überhaupt nicht enthalten ist. Dass man im Fach Deutsch auch etwas Philosophisches machen könnte, das könnte man auch in Kunst behandeln. Und grundsätzlich fände ich es schön, wenn es gelingen würde, die Fächer besser zu vernetzen, also dass man zum Beispiel parallel über eine Epoche im literarischen, musischen und künstlerischen Bereich spricht. Das ist organisatorisch allerdings nur schwer umzusetzen.

Enno: Was ist deine Lieblingseissorte? Vanille

Liest du manchmal? Ja, tatsächlich habe ich in der Ausbildung angefangen, Bücher zu lesen!

Hast du eine Buchempfehlung für uns? Die Reihe von Arne Dahl, da geht es um skandinavische Krimis.

Und deine unpopular opinion? Weiß ich nicht! *Überlegt* Niemals unter einer Leiter durchgehen, das bringt Pech!

Du gehst ja nicht mehr zur Schule, aber gab es ein Fach, welches du überhaupt nicht mochtest? Das ist ja nicht ganz richtig, ich gehe ja zur Berufsschule, aber Fremdsprachen habe ich gehasst! Da kannst du mich mit jagen, das war überhaupt nicht meins.

Frau Langkamp: Was ist Ihre Lieblingseissorte? Malaga

Haben Sie eine Buchempfehlung? Also ich habe zuletzt von Markus Rex ein Buch gelesen. Er ist Polarforscher und Klimaforscher und das fand ich total cool, vor allem wenn man sich für dieses Thema interessiert. „Eingefroren am Nordpol“ heißt das.

Und Ihre unpopular opinion? Da muss ich ja echt mal drüber nachdenken. Also mein Motto ist immer: „Nicht immer so viel Nachdenken, sondern einfach machen, auch wenn Fehler passieren oder so!“ Ich sag ja auch manchmal in den Berufsorientierungsstunden: „Nicht warten, starten!“ Also einfach anfangen, denn Deutschland hat ja eine Gesellschaft, in der immer erst die Vor- und Nachteile abgewogen werden. Ich empfehle eher, einfach auszuprobieren und wenn es dann schiefgeht, ist es erstmal auch eine Erfahrung, mit der man wachsen kann und aus der man lernen kann und das kann ja auch positiv ausgehen!

Als letzte Kennlernfrage: Was ist denn ein Fach, das es geben sollte, es aber nicht gibt? Ja, also es gibt ja das Fach Berufsorientierung so an sich. Die aktuelle Bertelsmann Studie sagt ja, dass sich insbesondere Abiturient*innen nicht gut vorbereitet fühlen aufs Leben, und daher würde ich mir mehr praxisorientierten Unterricht wünschen, eigentlich fächerübergreifend. Also zum Beispiel im Unterricht, wenn die Schüler*innen Bewerbungen schreiben sollen, dass da auch der Stand der Lehrer*innen veraltet ist. Ich persönlich finde das ganze System, Frontalunterricht und Trichter-Methoden nicht so gut und da gibt es vieles was ich an der Schule gerne anders machen würde und was ich vielleicht auch kritisch sehe. Ich gucke ja immer nur von außen als Gast rein und habe das nicht jeden Tag.

Frau Zietz: Was macht die zehnte Klasse, im Vergleich mit anderen Jahrgängen, besonders? Nach der zehnten Klasse wird der erste Schulabschluss erreicht, der Realschul- und bei uns automatisch ein erweiterter Realschulabschluss, also die Zugangsberechtigung zur Oberstufe. Damit besteht die Möglichkeit, den Weg nach der zehnten Klasse auch etwas anders zu lenken, also dass man nicht unbedingt bei uns in die Oberstufe gehen muss. Ab dem Zeitpunkt fällt dann auch die Schulbindung weg, denn bis dahin ist man an die Schule in der näheren Umgebung gebunden. Die zehnte Klasse ist, vielleicht auch was die Entwicklung der Schüler*innen anlangt, immer ein ganz kleiner Sprung zum Erwachsensein.

Gibt es bestimmte Herausforderungen in der zehnten Klasse? Also ich glaube die grundlegende Herausforderung für die meisten Schüler*innen, nicht nur in Zehn, sondern angefangen ab Acht, ist die Pubertät. Das wird wahrscheinlich jeder bestätigen, dass die meisten Jugendlichen dann vielleicht auch ein wenig aus der Bahn geworfen werden und das Leben einfach nicht so weitergeht wie es bisher war und dass einen die Gefühle vielleicht stärker umtreiben. Das Zweite, was ich glaube, ist, dass die Möglichkeiten, die man heutzutage hat, bei vielen eher zu einer Orientierungslosigkeit führen, also dass es ihnen immer schwerer fällt, sich zu orientieren, was sie denn jetzt eigentlich wollen. Die Möglichkeiten sind so unendlich, dass man nicht weiß, was das Richtige für einen ist.

Das Ziel am Gymnasium ist es ja eigentlich, das Abitur zu machen. Werden uns trotzdem Impulse für das spätere Berufsleben gegeben? In den letzten Jahren hat sich ja einiges verändert. Ich glaube, dass wir noch vor einigen Jahren viel weniger darauf eingestellt waren, dass der Weitergang bis zum Abitur nicht automatisch erfolgen muss. Mit dem Ansteigen der Schüler*innen-Zahlen hat sich unser Blick auch verändert. Da kommt dann zusätzlich noch dazu, dass wir seit einigen Jahren mehr für die Berufsorientierung tun. Wir fangen damit ja nicht in Klasse Zehn an, sondern mit dem Zukunftstag, den wir bewerben und der zur Verpflichtung geworden ist. In Neun haben wir dann das erste Praktikum, in Handwerk, Industrie und Dienstleistung.Im Jahrgang 10 findet dann das zweite Praktikum statt, das thematisch etwas anders ausgerichtet ist, das „Praktikum gesellschaftliche Verantwortung“. So lernen die Schüler*innen noch andere Bereiche kennen, zum Beispiel auch Bereiche, in denen sie später ein freiwilliges Jahr absolvieren oder sich ehrenamtlich engagieren könnten. Das hat nicht nur etwas mit der konkreten Berufswahl zu tun, sondern auch mit dem Engagement in unserer Gesellschaft. Im Jahrgang 11 folgt noch das Betriebspraktikum. In dem die Praktika so verschiedene Richtungen abdecken, möchten wir die Schüler*innen dazu bringen, nicht nur bekannte Berufe auszuwählen, sondern auch mal über den eigenen Horizont hinaus zu gucken.

Welche Rolle spielt die zehnte Klasse? Die 10. Klasse spielt eine erste Schlüsselrolle für weiterführende Entscheidungen. Zunächst mal hat man das erste Mal Wahlmöglichkeiten, z.B. bei der 2. Fremdsprache oder Kunst und Musik. Damit trifft man die erste Entscheidung für den weiteren Weg. Man könnte aber nach der 10. Klasse auch eine andere Schulform wählen, z.B. ein Fachgymnasium oder eine Fachoberschule.

Hinweis: Die Bilder des Textes sind ki-generiert.

Der 2. Teil folgt am Dienstag, den 10.12. um 8 Uhr!

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