Exkursion in das Grenzlandmuseum Eichsfeld

Exkursion in das Grenzlandmuseum Eichsfeld

Am Donnerstag dem 06.05.24 trafen sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11C sowie einzelne Schüler aus dem 11. Jahrgang gegen 8 Uhr am Busbahnhof in Großburgwedel. Nachdem alle zusammengekommen waren, traten wir die etwa zweieinhalbstündige Fahrt zum Grenzlandmuseum Eichsfeld an.

Dort angekommen trafen wir nach kurzer Zeit auf die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Altenburg, Thüringen. Als wir uns alle in der Bildungsstelle am Grenzlandmuseum eingefunden hatten, wurden wir gemeinsam von der Geschäftsführerin Mira Keune und den Vertretern der politischen Bildungsforen der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Tillmann Bauer (Thüringen) und Gereon Kuriewicz (Niedersachsen) begrüßt.

Da die zweitägige Exkursion aber nicht nur zum Spaß war, sondern wir uns auch politisch fortbilden sollten, kamen wir in vier Workshopgruppen zusammen, die wir im Vorfeld wählen konnten. Bei der Zuteilung der Gruppen wurde darauf geachtet, dass die Anzahl der Schülerinnen und Schüler aus Großburgwedel und Altenburg ungefähr gleich ist, um ein leichteres Zusammenkommen der beiden Gruppen zu schaffen. 

In diesen Gruppen sollten wir uns erst einmal kennenlernen. Dies geschah so, dass jede und jeder verdeckt ein Bild zogen und man dann die Person, die das gleiche Bild gezogen hatte, kurz in ein Gespräch verwickelte, um diese Person und das dazugehörige Bild vorzustellen. 

Hierbei wurde darauf geachtet, dass immer eine Person aus Großburgwedel eine aus Altenburg vorstellen musste und andersherum.

Nach der Mittagspause und dem dazugehörigen Mittagessen im Gebäude traten wir in den vier Gruppen Führungen über das Gelände des Grenzlandmuseums und durch das dazugehörige Museum an, welche etwa drei Stunden einnahm. Hier fing unsere Gruppe mit der Besichtigung der Außenanlage an. 

Zuerst wurde uns eine so genannte PKW-Sperre gezeigt, die dann zum Einsatz kam, wenn es Fahrzeuge durch die mehreren Grenzstationen unversehrt geschafft haben und waren die letzte Absicherung, die die „Republikflucht“ verhinderten. Die mehrere Tonnen schwere Sperre war aus Beton und wurde bergauf aufbewahrt, damit sie im Ernstfall schnell auf Schienen geschlossen werden konnte, um Ausweichmanöver verhindern zu können.

Der nächste Stopp war ein Mahnmal, welches an die Opfer dieses Grenzabschnittes erinnerte und an dem uns die spannende Geschichte der Errichtung des Grenzüberganges nähergebracht wurde. So wurde kurz vor Vollendung des Baus der Straße der gesamte Bau gestoppt, da die Verwaltung Angst hatte, dass der Fahrer der Walze beim Vollenden des Baus samt Walze die Grenze überschreiten könne. So pachtete man Land von der Bundesrepublik um dort einen Zaun zu errichten, der für die Walze undurchlässig war, um eine Republikflucht verhindern zu können.

Weiter ging es etwas bergauf zu den Wachanlagen und der ehemaligen militärischen Sperrzone, in der immer zwei sich Fremde Soldaten wache hielten. Sie konnten durch Gräben in Bunkeranlagen gehen, um von außen unentdeckt zu bleiben. Diese Bunkeranlagen lagen früher noch unter der Erde und wurden heutzutage zur besseren Betrachtung überirdisch erneut errichtet. An den Bunkeranlagen vorbei und entlang des alten Grenzzaunes ging es für uns weiter zu einem Wachturm, der zur Überwachung des gesamten umliegenden Gebietes diente. Tatsächlich durften wir auch in diesen Wachturm und auch in das obere Stockwerk, wo damals die Grenzsoldaten ihre Pflicht taten.

Nach der Besichtigung des Wachturmes ging es bergab zurück zur Grenzanlage und anschließen in das anliegende Museum. Dort wurde uns, nachdem wir durch einen verspiegelten Gang gehen mussten, an einer von einem Beamer beleuchteten Deutschlandkarte die Geschichte unseres Landes noch einmal veranschaulicht, ehe wir eine Tour durch das Museum erhielten. 

Diese war mit sehr vielen Informationen gespickt und berichtete sowohl über den Aufbau der Grenzanlagen mit militärischer Sperrzone, Hundestreifen, Bodenminen und Selbstschussanlagen als auch über den Tagesablauf der Soldaten vor Ort.  Wenn sich zum Beispiel mehr als 30 Personen auf der am nähesten gelegenen Raststätte im Westen befanden, wurde Soldaten abgesondert, die diesen Parkplatz abhorchten und überwachten.

Neben dem Tagesablauf wurden uns aber auch die Uniformen und Waffen der Soldaten gezeigt, die für jemanden, der heutzutage in Europa ohne Grenzkontrollen aufwächst, unvorstellbar sind. Den Soldaten wurde immer beigebracht, dass der gegenüberstehende der gefährlichste Mensch ist, sodass ein dauerhaftes Nichtvertrauen untereinander herrschte.

Nach der Führung hatten wir dann eine wohlverdiente Pause und die Erwartungshaltung stieg, als sich der ehemalige Bundestagspräsident, als sich der ehemals zweitmächtigste Mann in Deutschland, Norbert Lammert, dem Gebäude näherte.

Wir hatten die Chance uns auf ein Gespräch mit ihm vorzubereiten und sowohl zwei Schülerinnen unseres Gymnasiums als auch zwei Schülerinnen aus Altenburg suchten sich die besten Fragen aus und interviewten Lammert. Hierbei wurden sowohl ernste Themen wie seine politische Laufbahn und die politische Entwicklung als auch persönliche Erlebnisse aus seinem Leben und lockere Fragen, zum Beispiel, wer Europameister, wird gefragt. Lammerts größtes Anliegen war es, dass jeder sich in die Demokratie einbringen solle, egal welches Alter – ob nun als 16- bzw. 18-jähriger oder -jährige bei der Wahl oder als jüngerer Mensch bei Demonstrationen und als Parteimitglied. Generell äußerte er, dass es wichtig sei Engagement schon im jungen Alter einzubringen und riet, sich schon früh mit Politik zu befassen.

Nach dem sehr interessanten Gespräch ging es für uns in die Jugendherberge, die wir am nächsten Morgen früh verließen, um wieder zum Grenzlandmuseum zu fahren. Alle Sachen waren gepackt und als wir angekommen waren, ging es nach einer kurzen Begrüßung sofort wieder zurück in unsere Workshopgruppen. Meine Gruppe beschäftigte sich mit Demokratie und Freiheit im Iran, geleitet wurde dieser Workshop von der Heidelberger Studentin Yasmin Renani, die selbst aus dem Iran stammt.

Zuerst wurde uns ein kleines Video zur Vorstellung der Natur und des friedlichen, schönen Lebens im Iran gezeigt, um aufzuzeigen, dass es auch in kriselnden Ländern viel Schönes zu erleben gibt. Danach setzten sich einzelne Kleingruppen mit verschiedenen Aspekten auseinander. Die Gruppen mussten verschiedene Aspekte der Demokratie in Deutschland aufzeigen und Renani zeigte auf, wie diese Aspekte in Ländern wir dem Iran behandelt werden. So gibt es im Iran z.B. zwar Wahlen, doch sind nur Kandidaten und Kandidatinnen zugelassen, die vorher die Erlaubnis des Glaubenführers erhalten haben.

So gehen die Menschen im Iran als Form des Protestes nicht wählen und missachten, vor allem in Großstädten, auch die Vorschriften der Regierung, vor allem was das Tragen des Kopftuches angeht. Die Frauen in Großstädten sehen das Kopftuch als Modeaccessoire und die Bestrafung der sogenannten Sittenpolizei erfolgt willkürlich. Ebenfalls willkürlich ist, wann Mädchen anfangen müssen, Kopftuch zu tragen. So müssen junge Mädchen immer ein Kopftuch dabeihaben und wenn sie aufgefordert werden, dieses anzuziehen, weil sie alt genug aussehen, müssen sie dieses auch tun.

Am Ende unseres Workshops war es unser Auftrag ein Gedicht im Stil des iranischen Liedes „Baraye“ zu schreiben. Dieses handelt davon, für welche Privilegien man kämpfen sollte. Unser Ziel war es, das Lied aus einer deutschen Sicht neu zu interpretieren, für welche unserer vorhandenen Privilegien man mehr Dankbarkeit im Alltag zeigen sollte (siehe unten). 

Nach Abschluss des eigenen Workshops kamen alle Gruppen ein letztes Mal zusammen und stellten ihre erarbeiteten Ergebnisse vor: Workshop eins stellte uns anhand von Plakaten den Weg von den Anfängen der friedlichen Revolution bis hin zur deutschen Einheit anschaulich und mit bereichernden Zusatzinfos dar.

Workshop zwei hatte sich mit den freien Grenzen innerhalb Europas auseinandergesetzt und lieferte eine spannende Debatte mit vielen Pro-, aber auch einigen Contra-Argumenten.

Danach stellten die einzelnen Gruppen unseres Workshops ihre geschriebenen Gedichte vor, sowie den Vergleich zwischen den Staatssystemen Deutschlands und dem Iran.

Zu guter Letzt durfte der Comic Workshop ihre frei gestalteten Comics rund um das Thema Freiheit und Wahlen für uns vorstellen.

Nach diesen Vorstellungen hielten sich die Veranstalter nach den zwei kurzgehaltenen, aber doch sehr herausfordernden zwei lehrreichen Tagen kurz und verabschiedeten uns auf die Heimfahrten nach Altenburg und Großburgwedel.

Verfasst von Vincent Härtel.

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