
Ein Blick hinter die Kulissen – Interview mit Herrn Baberske
Am Donnerstag, den 14.3. hatten wir die Möglichkeit, unseren Schulleiter Robert Baberske zu interviewen. Dabei erzählte er uns ausführlich darüber, wie er seinen Weg in den Lehrerberuf fand, welche vielfältigen Aufgaben und Abläufe seinen Alltag als Schulleiter prägen und welche Perspektiven er für die Bildung auf gymnasialem Niveau in der Zukunft sieht. Viel Spaß!
Herr Baberske, was ist Ihre Lieblingseissorte?
Pistazie! Ganz oft ist die leider sogar teurer als andere Eissorten. Und gleich danach kommt Joghurt.
Haben Sie eine Buchempfehlung für uns?
Ganz aktuell habe ich gerade ein Hörbuch gehört, von der Schilderung einer jüdischen Frau, die sich in der Zeit des Nationalsozialismus in Berlin versteckt hielt. Es ist so eindrucksvoll geschrieben, dass ich es empfehlen kann! Das ist von Marie Jalowicz Simon und heißt „Untergetaucht“. Hat mich total gepackt und ist überhaupt nicht belehrend geschrieben oder mit Hass im Nachhinein, sondern einfach das, was sie damals erlebt hat und das geht einem schon unter die Haut.
Dann haben wir noch die Frage nach einem Fach, welches es noch nicht gibt, es aber Ihrer Meinung geben sollte.
Die Anforderungen beziehungsweise die Kritik an Schule ist schon alt, man hört oft: „Ihr unterrichtet hier Lebensfremdes.“ Also, „warum sollte ich mich mit der Geschichte der alten Griechen herumschlagen, wenn ich das nicht gebrauchen kann und meine Steuererklärung nicht ausfüllen kann und nicht fähig bin, einen Busfahrschein zu lösen, es müsste mehr Praxisorientierung geben.“ Ich glaube aber, dass das Gymnasium seinen Reiz und seine Bestätigung darin sieht, eine so breite Allgemeinbildung zu vermitteln, die als Schatz im Gepäck der Schülerinnen und Schüler mitgenommen wird und egal, was sie dann später im Leben machen, ist es ein Wert, gebildet zu sein, weil das viele Bereiche erschließt. Wenn überhaupt, sind Fächer, die in aller Munde sind, wie Psychologie oder Jura, vielleicht Dinge, die besonders sind. Aber dazu müssen natürlich viele, viele Personen qualifiziert werden. Das wäre schon eine Herausforderung.
Und haben Sie eine unpopular opinion, also eine Meinung, die die Minderheit der Gesellschaft vertritt?
Das ist ja mal eine Frage! *überlegt* Ja! Ich bin zum Beispiel nicht bei WhatsApp dabei.
Interessant! Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Also ich bin gerne sportlich aktiv. Ich spiele Fußball und das ja auch sehr gerne beim Lehrer-Schüler-Fußballspiel und neuerdings spiele ich auch noch Tischtennis.
Welches Fach mochten Sie als Schüler überhaupt nicht und haben es vielleicht auch abgewählt?
Ich habe als erstes die Sprachen abgewählt. Nach der 10. Klasse Französisch, nach der 11. Klasse Englisch. Latein habe ich allerdings weiter beibehalten. Ich wusste damals schon, dass ich Geschichte studieren wollte und dazu brauchte man das Latinum, deshalb habe ich das weiter belegt. Heute bereue ich das aber ein bisschen, das muss ich schon zugeben, weil ich natürlich merke, wie ich ins Stottern komme, wenn ich mich plötzlich auf Englisch verständigen muss. Also empfehlenswert ist es vielleicht nicht, aber für mich war es damals total klar, dass es das Erste ist, was über Bord geht!
Erzählen Sie uns von einem lustigen Erlebnis mit Schülern.
Das habe ich ja schon mal erzählt, dass ich mich mal furchtbar aufregen wollte und dann die Schüler mir einfach so einen Schokokeks zugeschoben haben, dann war ich schon ganz ruhig. Aber das habe ich ja schon in der Zeitung erzählt. Da muss ich nochmal überlegen, was ich noch so Witziges erlebt habe.
Ich finde es immer wieder schön, Schülerinnen und Schülern, die man vor Jahren im Unterricht hatte, dann auch als private Menschen wieder zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen und wenn es da dann eine freundliche Atmosphäre gibt! Ich überlege aber nochmal, vielleicht fällt mir ja noch etwas ein!
Dann machen wir erstmal weiter. Was würden Ihre früheren Lehrer über Sie als Schüler sagen?
Dass ich zielstrebig bin, Verantwortung übernehmen und eine Gruppe unterhalten kann.
Wie stellen Sie sich die Schule 2030 vor?
Wenn ich in Rente gehe? Das ist so ungefähr die Zeit. *lacht* Nein, noch ein bisschen länger habe ich schon noch.
Wir werden technisch auf einem anderen Stand sein, das merken wir jetzt schon. Digitalisierung wird weiter voranschreiten, Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer werden noch selbstverständlicher als jetzt mit Tablets und digitalen Medien umgehen. Aber es ist für mich immer wieder erstaunlich: Als der Neubau geplant wurde, haben wir noch in den Schränken Fächer für Laptopwagen eingeplant. Das hat sich völlig überholt! Bis der Neubau dann stand, war das gar kein Thema mehr und ich bin gespannt, was es noch für technische Innovationen geben wird.
Vielleicht werden wir auch mehr dazu kommen, freiere Arbeitsformen einzuführen. Zum Beispiel Schülerinnen und Schüler eher projektartig zu begleiten, aber es wird auch die klassische Lehr-Lernbeziehung zwischen Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern bestehen bleiben, das hat die Corona Zeit nämlich gezeigt, dass diese persönliche, menschliche, direkte Bindung durch nichts zu ersetzen ist und einen hohen Wert hat. Übrigens auch, weil Schülerinnen und Schüler dann einen Rhythmus, eine Struktur im Leben und auch Ansprechpartner außerhalb der Familie haben. Also ich glaube, der Mensch als Lehrerin und Lehrer wird nicht aussterben, wird nie aussterben!
Seit wann wollten Sie denn Schulleiter werden?
Ja, also das ist glaube ich kein planbarer Beruf, aber ich habe mich schon vor meiner Lehrer-Zeit immer in verschiedenen Bereichen engagiert, in der Kirchengemeinde, im Sport, und habe da gemerkt, dass es mir Freude macht, Verantwortung zu übernehmen, Sachen mitzugestalten und das hat sich durch meine ganze Berufszeit durchgezogen. Zum Glück hatte ich immer Vorbilder, die mich darin bestärkt haben, meinen Weg weiterzugehen und die ich inspirierend fand und zum Glück sind auch immer da, wo ich an Schulen war, das ist jetzt meine vierte Schule, Menschen gewesen, die mir auch was zugetraut haben und mich in Sachen mit hineingenommen haben und immer wieder gesagt haben, das kann man ausprobieren. Und je mehr ich ausprobiert habe, desto mehr Lust hatte ich darauf, das dann auch zu machen. So eine Schulleiterstelle ist auch immer das Produkt aus ganz vielen Zufällen: Es muss eine Stelle frei sein, es darf nicht zu weit weg sein vom eigenen Wohnort, auf keinen Fall würde ich meine Familie aus ihrem gewohnten Umfeld rausreißen, nur um woanders Schulleiter zu werden, aber es passte eben hier alles und dann hat sich das so ergeben!
Welche Aufgaben haben Sie denn als Schulleiter?
Ich habe immer gesagt, Schulleitung ist toll, weil es so eine unglaubliche Bandbreite gibt, eine unglaubliche Vielfalt und die zeigt sich dahingehend, dass es ganz viele gesetzliche Aufgaben gibt, die ich erfüllen muss. Zum Beispiel, ganz schlicht und ergreifend, muss ich dafür sorgen, genug Lehrerinnen und Lehrer an der Schule zu haben, also ein Personalwesen zu betreiben. Ein Plan für den Unterricht muss erstellt werden, damit jede und jeder einen Stundenplan in der Hand hat. Ich bin Vorsitzender in manchen Konferenzen wie zum Beispiel in der Gesamtkonferenz und dem Schulvorstand. Ich bin der Dienstvorgesetzte der Lehrerinnen und Lehrer und aller an der Schule beschäftigten Personen. Ich bin auch ein bisschen Lehrer, also ein paar Stunden gebe ich ja auch selbst. Und dann gibt es eine Bandbreite von allen möglichen Dingen, die reinkommen, jetzt aktuell zum Beispiel die Bausituation, wo wir ab dem Sommer ja in ganz großer Weise im Bestand hier Sanierungen haben, dazu werde ich angesprochen. Alle möglichen Menschen an der Schule, die mit mir in Kontakt treten und natürlich bearbeite ich auch alle denkbaren Anliegen, wenn es um die Menschen an der Schule geht: Schülerinnen und Schüler, Eltern, Kolleginnen und Kollegen. Das ist manchmal sehr persönlich und auch nicht einfach, aber es gehört zu der gesamten Situation dazu.
Wie lange denken Sie denn, braucht der Umbau und wie soll das ganze ablaufen?
Es wird zwei Bauabschnitte geben, denn es geht gar nicht anders. Wenn wir nicht zwei Bauabschnitte hätten, müssten wir raus aus der Schule, wenn alles Baustelle wäre. Die Idee ist, uns bleibt immer eine Hälfte und wenn die fertig ist, rutschen wir in die andere Hälfte und zurück. Die erste Hälfte umfasst den A-Trakt, die Aula, Sekretariat und die vorderen Fachräume im E-Trakt und wird bis Ende 2025 fertig, also in anderthalb Jahren, also zu Weihnachten 2025. Und dann nochmal mindestens 2 Jahre für diesen restlichen Teil, aber danach wird es ganz toll werden!
Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Leben als Schulleiter aus?

Ein typischer Tag sieht so aus, dass ich zwar einige Termine habe, aber ich kann mir morgens vornehmen, was ich möchte, es wird ganz oft durch aktuelle Anliegen über den Haufen geworfen. Es gibt ganz spontane Dinge, die im Schulleben auftreten und die dann auch sehr schnell bearbeitet werden müssen und auch unserer Aufmerksamkeit bedürfen. Es gibt zahllose Gespräche in den Pausen mit den Kolleginnen und Kollegen, mit den Schülerinnen und Schülern, mit Eltern, die sich ergeben und das ist sozusagen der Kern meiner Tätigkeit, viel zu kommunizieren, zu reden, Stimmungen aufzunehmen, versuchen Lösungen bereit zu stellen und dazwischen gibt es ganz normale Schreibtischarbeit, E-Mails abzuarbeiten, Telefonate mit verschiedenen vorgesetzten Behörden, all das gehört ganz selbstverständlich dazu. Den Standardtag gibt es eigentlich nicht, aber es gibt immer wiederkehrende Termine, zum Beispiel Besprechungen mit den Schulleitungsmitgliedern, um gemeinsam zu überlegen, was alles ansteht und was wir machen wollen. Und ein bisschen Unterricht. *lacht*
Wenn Sie nicht Lehrer geworden wären, was hätten Sie dann gemacht?
Vor meinem Berufswunsch Lehrer zu werden, wollte ich in die Technik gehen und Ingenieur werden. Ich hatte mich auch schon erkundigt, in welchem Bereich der Ingenieurwissenschaft, aber dann sind mir besondere Lehrerinnen und Lehrer begegnet und ich habe selbst gemerkt, wie gerne ich mit Menschen umgehe und unterrichte. Und dann ist der Weg ein anderer geworden.
Dann vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben!
Sehr gerne! Jetzt fällt mir doch noch was zur Frage von vorhin ein. Das ist nicht etwas Lustiges, aber ich war sehr gerührt. Zu der Hochzeit von meiner Frau und mir ist meine Klasse damals zum Standesamt gekommen, alle hatten T-Shirts an und haben uns alles Gute gewünscht und uns begleitet. Das war etwas, das mich sehr gerührt hat!
Das ist ja sehr nett!
Ja, das war auch sehr nett. Die hatten sich alle weiße T-Shirts gekauft und da „Alles Gute“ und ein Herz und vieles mehr drauf geschrieben. Das war meine Klasse damals! Und jetzt habe ich leider keine Klasse mehr als Klassenleiter. Das ist etwas, das ich traurig finde, das ist schon so. Aber ich würde dem nicht gerecht werden. Ich muss ganz oft weg, ich habe irgendwelche Außentermine und dann schaffe ich es nicht, mich um alle zu kümmern. Aber Klassenleiter zu sein ist etwas Tolles, muss ich schon sagen!
Vielen Dank für das tolle Interview!
Das Interview führten Maja Wetzel und Marta Martinez Miguel